August und Zacharias
Der Kurfürst und sein Bäckermeister
Es war einmal vor vielen, vielen Jahren ein Herrscher, der wollte von allem immer nur das Beste und oft das Größte. Wo andere zufrieden waren, da setzte er noch ein Sahnehäubchen obendrauf. Richtig, von August dem Starken ist die Rede, Kurfürst von Sachsen und König von Polen. Er machte Dresden zur glanzvollen Residenzstadt – ließ prachtvolle Bauten errichten, sammelte Kunst(hand)werk aus aller Welt, und selbst seine Feste stellten das in den Schatten, was an den anderen Höfen seiner Zeit üblich war.
Der Partykönig des Barock. Kein Wunder also, dass selbst der Dresdner Stollen nicht sicher vor ihm war. Als Hingucker für eine große Militärparade mit 24.000 TeilnehmerInnen und unzähligen hochrangigen Gästen aus dem europäischen Adel, heute als Zeithainer Lustlager bekannt, schwebte ihm ein Riesenstollen mit einer Länge von mehreren Metern vor.
Kurzerhand ließ er seinen Hofbäckermeister Zacharias rufen – solle er sich etwas einfallen lassen, egal was – Hauptsache zur Militärparade 1730 gibt´s den Stollen im XXL-Format! Die Gäste sollten staunen und einmal mehr beeindruckt sein von Augusts grenzenloser Macht.
Zacharias wäre kein echter Dresdner Stollenbäcker, wenn er nicht alles in Gang gesetzt hätte, um diese Herausforderung zu meistern. Was als 2000-Pfund-Gebäck funktioniert, muss auch schmecken, wenn es eine Tonne wiegt! Gesagt, getan. Und so aktivierte Zacharias 100 Bäcker und Bäckermeister, die gemeinsam einen Giganten von 1,8 Tonnen in einem eigens vom Baumeister des Barock Pöppelmann dafür gebauten Ofen zubereiteten. Acht Tage Buchenfeuer brachten die nötige Hitze. Angeschnitten wurde der Stollen mit einem 1,6 Meter langen Stollenmesser.
Stollen groß, alles gut? In einer ganz normalen Stadt wäre die Geschichte an dieser Stelle zu Ende. Nicht aber in Dresden! August lebt weiter und der Dresdner Riesenstollen auch: beim Dresdner Stollenfest. Ganz in der gigantischen Tradition bäckt man in Dresden seit nunmehr 26 Jahren auch wieder den Riesenstollen.
Mit dabei ist auch Kurfürst August der Starke und lässt sich feiern als historischer Initiator des Dresdner Stollenfestes und als dessen größter Promi. Und Hofbäckermeister Zacharias? Der lebt weiter – in jedem einzelnen der Stollenbäcker von Dresden.
Zacharias und August der Starke - zwei der prägenden Köpfe des Dresdner Stollenfestes
Klaus-Dietmar Matthes genießt es, Jahr für Jahr in die Rolle von August der Neuzeit zu schlüpfen.
„Ich habe die Rolle meines Lebens gefunden – tausende Menschen jubeln mir zu, wenn ich beim Stollenfest in der Kutsche sitze. Herrlich! Es gibt nischt Schöneres!“
Andreas Höffken in seiner Paraderolle Zacharias
Zwei, die schon immer einen ausgezeichneten Geschmack haben.
Auch für August den Starken ist in diesem Jahr vieles anders. Es fehlt ihm der Jubel seines Volkes! Jubeln wir ihm virtuell zu. Es lebe August der Starke, es lebe das Dresdner Stollenfest!