Barocker Ursprung

Die Stollenfest-Historie

Zwinger, Hofkirche, Jagdschloss Moritzburg: Ohne August den Starken, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, wäre der Freistaat um einige Sehenswürdigkeiten ärmer. Ganz sicher ist auch, dass es ohne Sachsens berühmtesten Wettiner heute kein Dresdner Stollenfest geben würde.

Das Zeithainer Lustlager – Ursprung des Dresdner Stollenfestes. Um nach Ende des Großen Nordischen Krieges die Stärke seiner Streitmacht zu demonstrieren, lud Friedrich August I. im Frühjahr 1730 Adelige und Militärs aus ganz Europa zu einer Heeresschau ein. Mit dem größten und prunkvollsten Barockfest aller Zeiten, dem Zeithainer Lustlager, unterstrich er aber nicht nur seine militärische Macht, sondern auch sein Faible für rekordverdächtige Aktionen: Der Höhepunkt des Festes war ein riesiger, etwa 1.800 Kilogramm schwerer Christstollen, welcher der Kurfürst anlässlich des Lustlagers vom Dresdner Bäckermeister Johann Andreas Zacharias und 60 Bäckerknechten backen ließ.

Mit dem großen Dresdner Stollenmesser in 24 000 Portionen aufgeteilt, wurde das 18 Ellen (etwa 7 Meter) lange und 8 Ellen (etwa 3 Meter) breite Gebäck an Festgäste und Soldaten verteilt. Der Kupferstich des Künstlers Elias Baeck zeugt noch heute von diesem Spektakel. Er lässt die Herausforderungen erahnen, welchen sich die Bauleute um Matthäus Daniel Pöppelmann gegenüber sahen, die damit beauftragt waren, einen Ofen für Augusts Feststollen zu konstruieren und zu bauen.

Heute gilt das Barockfest als Ursprung des Dresdner Stollenfestes. Anfang der 1990er Jahre forschte der Kunst- und Kulturexperte Dr. Peter Mutscheller im Auftrag der Hommage Dresden GmbH nach alten, in Vergessenheit geratenen Handwerkstraditionen. Während seiner Recherchen im Kupferstichkabinett der Elbmetropole entdeckte er das Zeugnis des barocken Gelages. Die Idee für das Dresdner Stollenfest war geboren.

264 Jahre nach dem Zeithainer Lustlager wurde so, im Jahr 1994, erneut ein 1.800 Kilogramm schwerer Dresdner Christstollen gebacken und präsentiert – diesmal aber nicht in Zeithain, sondern direkt in der historischen Dresdner Altstadt – beim ersten Dresdner Stollenfest.

Bereits im Jahr eins feierten Tausende Dresdner und deren Gäste das Traditionsgebäck. Heute gilt das Fest als das Highlight im vorweihnachtlichen Dresden.

       

1474

Premiere: Der Dresdner Stollen wird erstmals urkundlich erwähnt – als Fastengebäck Zutaten: Mehl, Hefe, Wasser) auf einer (Essens)Rechnung des Dresdner Bartolomai-Hospitals.

1560

Let’s get royal: Der Dresdner Christstollen wird zum fürstlichen Gebäck erklärt. Der Landesherr erhält im Gegenzug jedes Jahr einen 36 Pfund schweren Dresdner Stollen zu Weihnachten.

1491

Butter bei die Stollen: Das forderten Kurfürst Ernst von Sachsen und sein Bruder Albrecht und traten damit ans Oberhaupt der katholischen Kirche heran. Mit Erfolg: Papst Innozenz VIII. erlaubte den Dresdnern per „Butterbrief“, Butter und Milch im Dresdner Stollen zu verbacken – eine Sensation für ein Fastengebäck!

1730

Groß, größer, riesig: 1,8 Tonnen wog der Stollen, den Hofbäckermeister Zacharias im Auftrag von August des Starken für das Zeithainer Lustlager – dem Vorbild des heutigen Dresdner Stollenfestes – in einem eigens dafür gefertigten Ofen backen ließ.

1500

Striezel voraus: Als „Christbrote uff Weihnachten“ werden auf dem heutigen Striezelmarkt die ersten Dresdner Stollen verkauft.

1991

Quality first: Seit 1991 vertritt der Schutzverband Dresdner Stollen e. V. die Dresdner Stollenbäcker und vergibt nur an jene das goldene Stollensiegel, die die strengen Qualitätsanforderungen erfüllen.